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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 33

1849 - Münster : Coppenrath
33 sprungen. Der erzürnte Romulus habe ihn erschlagen und die- sen Fluch ihm nachgerufen: „So fahre Jeder, der nach dir über meine Mauer setzt!" Romulus war jetzt alleiniger Herrscher, und die Stadt nach ihm benannt.3) K. 9. Quellen der römischen Geschichte und neuere Bearbeitungen derselben. Zu den ältesten geschichtlichen Denkmalen Roms, welche zum Theil als Quellen der späteren Geschichtsforschung zu be- trachten sind, gehören die öffentlich autorisirten und bereits zur Zeit der Könige begonnenen kurzen Aufzeichnungen merkwürdiger Ereignisse und Einrichtungen. Die wichtigsten Quellen sind: 1. Die commentarii regum und leges regiae, Aufzeichnungen von Gesetzen und Verordnungen der Könige. 2. Die annales maximi oder publici, chronikenartige, durch den jedesmaligen Pontifer Marimus angefertigte Verzeichnisse der wichtigsten Er- eignisse jedes Jahres. 3. Die eommentarii pontificum, die wahrscheinlich bloß auf den Cultus und gewisse priesterliche Ver- richtungen und Vorrechte sich bezogen. 4. Die libri lintei und libri magistratuum, Verzeichnisse der Magistrate der einzelnen Jahre, unter denen besonders die fasti consulares wichtig wa- ren. Über den Inhalt und den Charakter dieser Denkmale kann nichts Bestimmtes angegeben werden, da sie wahrscheinlich bei der Einäscherung der Stadt durch die Gallier im Jahre 388 vor Ehr., wenn auch nicht sämmtlich, doch größtentheils untergegangen sind. Neben diesen ältesten geschriebenen Urkun- den bestand eine Überlieferung mancher Thatsachen in der ein- heimischen Sage, welche in Nationalliedern eine poetische Ein- kleidung fand und sich vermittelst dieser leichter fortpsianzte. Auch innerhalb der Familien pflanzten sich Nachrichten von be- 3) Die Ableitung des Namens Rom von Nomulus muß befremden; denn hiernach müßte doch wohl die Stadt den Namen „Romula" füh- ren. Wollen wir bei jener Mythe bleiben, so kann „Romulus" nur als eine damals oft gebrauchte Verkleinerungsform erscheinen, so daß der eigentliche Name des Stammheros „Romus" ist, und hiervon „Rom." — Schmeichelnde Griechen leiteten gern den Namen Rom von ihrem Worte (Stärke) ab. Weiter. Geschichte der Römer. 3

2. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 50

1849 - Münster : Coppenrath
50 verbreitete Schrecken um seinen Thron. Glorreich wie sein Le- den war auch sein Tod. An- einem Tage, wo er Heerschau hielt über das Volk, verfinsterte sich plötzlich die Sonne, ein Sturm erhob sich mit Donner und Blitz, und eine schwarze Wetterwolke umhüllte den König, der von da an auf Erdeu nicht mehr gesehen wurde. Das Volk, wurde unruhig und for- derte Rechenschaft von den Senatoren. Da versicherten diese: der Kriegesgott selbst habe den vollendeten Sohn auf feurigem Wagen gen Himmel geführt. Ja, der Senator Proculus Julius verkündigte einige Tage später in öffentlicher Volksversammlung: Romulus Geist sei ihm in glorreicher Gestalt vom Himmel er- schienen, habe Roms Bürgern Glück und Segen verheißen und verlangt, daß sie ihn, jetzt zum Gotte erhoben, auch göttlich, unter dem Namen Quirinus, verehren sollten. Seitdem ver- ehrte ihn das Volk wirklich als seinen Gott Quirinus und ver- gaß, daß er vielleicht von den herrschsüchtigen Senatoren er- mordet sei. Nach dem Tode des Nomulus blieb der Thron ein ganzes Jahr hindurch unbesetzt, und der Senat selbst übernahm die Re- gierung.^) Von den zehn ersten Senatoren — und das waren die Vorsteher der zehn Decurien der Ramnes — regierte Jeder, in wechselnder Ordnung, fünf Tage lang und hatte als Jnter- rer die königliche Gewalt und ihre Insignien. Hätte das Volk dazu geschwiegen, so würde wohl gar kein König wieder erwählt sein. Allein es klagte laut über die neue Vielherrschaft und drang mit Gewalt auf die Abstellung derselben. Zugleich regte sich die Stammeifersucht der Römer und Sabiner. Der ganze Streit wurde endlich mit dem Vergleiche geschlichtet, daß die Römer aus dem Stamme der Sabiner wählen sollten. Ihre Wahl fiel auf den durch Frömmigkeit und Weisheit hochberühm- ten Sabiner Numa Pompilius. tz. 12. Auma Pompilius. 715—672. Dieser hatte zwar nicht den kriegerischen Sinn des Romu- lus, aber alle Eigenschaften eines großen Gesetzgebers und eines gerechten und weisen Regenten. Durch seine religiösen Einrich- 8) Eine solche Zwischenregierung wurde Interregnum genannt. t

3. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 53

1849 - Münster : Coppenrath
53 gegen und stellte sein Heer gegen die Albaner in Schlachtordnung auf. Eben sollte der Kampf beginnen, als Mettus in die Mitte beider Heere trat und den Tullns zu einer Unterredung einlud. „Wir können es uns nicht verbergen, — sprach er bei der Zu- sammenkunft — daß bloß Eifersucht die beiden benachbarten und verwandten Völker gegen einander auf den Kampfplatz führte. Warum wollen wir doch so vieles Blut vergießen! Warum wollen wir uns einander selbst entkräften, und beide geschwächt in die Hände unserer Feinde fallen! Lieber mag ein unparteii- scher Kampf einzelner Männer aus deinem und meinem Heere auf ewig entscheiden, welches Volk dem andern unterworfen sein soll." Dem Tullns gefiel der Vorschlag. Beide gingen ausein- der, um aus ihren Heeren die Tapfersten zu diesem Entschei- dungskampfe auszusuchen. Zufällig dienten im römischen Heere Drillingsbrüder, die Horatier, und eben so im albanischen, die Curiatier. Diese boten sich freudig dazu da, den Kampf für die Herrschaft auszufechten. Nachdem der Vertrag feierlich beschwo- rcn war, griffen die drei Brüder beiderseits zu den Waffen und traten unter lauten Ermunterungen und Ermahnungen ihrer Mit- bürger in der Heere Mitte. Hier standen die Römer, dort die Albaner vor ihrem Lager aufgestellt, voll banger Erwartung über den Ausgang des nahen Entscheidungskampfes. Das Zeichen wird gegeben, und der Angriff beginnt. Es blitzeil und klirren die Schwerter durcheinander und Schauder durchfährt die Zuschauer. Plötzlich stürzt ein Römer, und über ihn noch ein Römer sterbend hin, und mit lautem Jubel begrüßen die Albaner das Glück ihrer Streiter; während im römischen Lager Alle von Bestürzung und Verzweiflung auf das tiefste ergriffen sind. Aber schwer ver- wundet sind alle drei Albaner; der eine lioch übrige Römer da- gegen ohne Wunden und frisch all Kraft und Muth. Dieser nimmt plötzlich die Flucht und lockt die andern, ihn zil unter- stützen. So trennt er listig die dreifache Gewalt, wohl voraus- sehend, daß sie ihn nur so verfolgen können, wie es Jedem seine schwächende Wunde zuläßt. Nach kurzer Flucht bleibt er stehen und blickt sich um. Da sieht er seine drei Gegner weit von einander getrennt, und einen schon ganz in seiner Nähe. Auf diesen rennt er mit großem Ungestüin zurück; und während das albanische Heer den Curiatiern zuruft, ihrein Bruder beizusprin-

4. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 54

1849 - Münster : Coppenrath
54 gen, fmt der Römer ihn schon erlegt und stürmt auf den Zwei- ten los. Unter tausendstimmigem Zurufe der hoffnungschöpfenden Römer gibt der Horatier auch diesem den Todesstoß. Und als er endlich auch den dritten Albaner, der schwer verwundet und fast athemlos herankriecht, niederbohrt, da erheben sich unter lau- tem Jubel die Römer, und drangen sich um ihren Sieger, ihm Glück zu wünschen. Frohlockend zog nun der Horatier, die Rü- stungen der drei Curiatier im Triumphe tragend, an der Spitze seiner jubelnden Mitbürger nach Rom. Vor dem Thore kam ihm auch seine Schwester entgegen, die mit einem der gefallenen Curiatier verlobt war. Als sie unter der Siegesbeute ihres Bru- ders auch den Waffenrock erblickte, den sie selbst für ihren Bräu- tigam gewirkt hatte, brach sie in lautes Wehklagen aus. Dieses Gewinsel der Schwester bei seinem Siege, bei der so allgemeinen Freude erzürnte den Jüngling. Wüthend zog er das Schwert und durchstieß sie mit den strafenden Worten: „So fahre denn hin mit deiner unzeitigen Liebe zu deinem Bräutigam, die du deiner Brüder, der tobten und des lebenden vergaßest, deines Vaterlandes vergaßest! Und so fahre künftig jede Römerin, die einen Feind betrauert!" Diese That unterbrach die allge- meine Freude; sie erfüllte Jeden mit Abscheu und Entsetzen. Der Schwestermörder war der Todesstrafe verfallen. Allein sein jüngst erworbenes Verdienst, und die Bitten und Thränen seines un- glücklichen Vaters, der zu drei Kindern nun auch sein letztes ver- lieren sollte, ließ ihn Gnade finden. Jedoch mußte er die Strafe erleiden, daß er gebückt und mit verhülltem Gesichte von den Lictoren unter das Schandjoch, eine Art von Galgen, hinge- führt wurde. Mit Unwillen ertrugen die Albaner die Abhänhigkeit von Rom, und Mettus Fuffetius entwarf heimlich einen Plan zur Wie- derherstellung der alten Unabhängigkeit und Freiheit. Er reizte die benachbarten Fidenater und Vejenter zum Kriege gegen Rom auf und versprach, im Augenblicke der Schlacht zu ihnen überzugehen. Tullus zog gegen den Feind. Auch Mettus mußte mit seinen Albanern zu den Römern stoßen. Kaum waren die Römer mit den Vejentern handgemein geworden, als Mettus, zu feige, um gerades Weges zu den Feinden überzugehen, mit seinem Heere aufbrach und nach den nahe gelegenen Hügeln zog. Seine Ab-

5. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 55

1849 - Münster : Coppenrath
55 sicht war, hier den Ausgang der Schlacht zu beobachten und es alsdann mit der Partei zu halten, zu welcher sich das Glück Hinneigen würde. Als dem Tullns dieses gemeldet wurde, faßte er sich schnell und rief so laut, daß selbst die Feinde es hören konnten: ans seinen Befehl ziehe sich das albanische Heer seit- wärts, um dem Feinde in den Rücken zu fallen. Dies erregte Schrecken unter den Fidenatern und Vejentern. Zuerst nahmen die Fidenater die Flucht, weil sie wirklich fürchteten, von den ver.- rätherischen Albanern umzingelt und von-ihrer Stadt abgeschnit- ten zu werden. Die Flucht der Fidenater zog auch bald die der Bejenter nach sich. Jetzt eilte Mettus in die Ebene hinab zum Tullns und wünschte ihm Glück zu seinem herrlichen Siege. Tullns verbarg seinen Zorn. Er empfing den Verräther mit Güte, als ob er nichts bemerkt hätte; beschicd aber beide Heere ans den folgenden Tag zu einer Versammlung. Die Albaner erschienen zuerst, alle ohne Waffen; bewaffnet stellten sich die Römer um sie herum. Jetzt trat Tullns auf und enthüllte den schändlichen Verrath des Mettus und verkündete die Strafe, die er ihm und seinem Volke bestimmt hatte. Er selbst wurde an zwei Wagen festgebunden, die Gespanne nach entgegengesetzter Richtung angetrieben, und der Körper des Unglücklichen jämmer lich zerrissen. Alle wandten voll Entsetzen ihre Augen ab von einem so gräßlichen Schauspiele, das in der ganzen römischen Geschichte das erste und letzte in seiner Art gewesen ist. Höchst traurig war auch das Schicksal der Stadt Alba. Sie ward geschleift, und der größte Thei! der Einwohmner nach Rom abgeführt. Hier wies ihnen Tullns den Hügel Cälius zum Wohnsitze an und zog diesen mit in das Gebiet der Stadt Vierhundert Jahre hatte die ehrwürdige Mutterstadt Roms gestanden, als dieser Schlag der Vernichtung sie traf. Frü- her war sie das Haupt der latinischen Bundesstädte gewesen; seit dieses gefallen, siährte Rom den Wunsch und die Hoffnung, das erledigte Oberhoheitsrecht der Mntterstadt an sich zu bringen. *) Roma interim crescit Albae ruinis , duplicatur civium numerus, Caelius additur urbi mons. Livius I. 30. Übrigens darf man bei Alba an eine gänzliche Schleifung wohl eben so wenig denken, als bei Mai- land unter Friedrich I.

6. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 71

1849 - Münster : Coppenrath
71 küßte die Erde, als die gemeinschaftliche Mutter aller Sterblichen. Der Spruch des Gottes ging an ihm in Erfüllung. Brutus fand bald Gelegenheit, die Maske abzuwerfen und der Retter und Befreier Roms zu werden. Tarquinius belagerte Ardea, die befestigte Hauptstadt der Rutuler, die sich ihm nicht hatte unterwerfen wollen. Eines Tages, als im Lager die königlichen Söhne mit ihrem Vetter, dein L. Tarquinius Collatinus, bei einem fröhlichen Gelage zusammen waren, kam das Gespräch auch auf ihre Frauen, und Jeder räumte der seinen den Vorzug ein. Es wurde beschlossen, sie in Rom zu überraschen. Lucretia, Collatin's Gattin-, trug den Preis davon. Die anderen Frauen fand man schwärmend in frohen Gesellschaften, während die Lu- cretia allein sittsam und häuslich im Kreise ihrer arbeitenden Sklavinnen saß. Einige Tage nachher ritt Sertus allein aus dem Lager uach Rom zurück und entehrte mit roher Gewalt die edele Lucretia, deren Schönheit in dem Herzen des wüsten Jüng- lings eine unselige Leidenschaft entzündet hatte. Die unglückliche Frau wollte ihre Schmach nicht überleben. Schleunigst ließ sie ihren Gemahl nebst Brutus und einigen andern bewährten Freun- den aus dem Lager herüberkommen, klagte ihnen jammernd die erlittene Unbilde und stieß sich im Übermaße des Schmerzes vor ihren Augen einen Dolch in die Brust. Da erhob sich zum Er- staune« Aller der früher verkannte Brutus. Während Vater und Gatte wehklagten, riß er den blutigen Dolch aus der Wunde, ließ die Leiche der Selbstmörderin öffentlich auf dem Markte zur Schau ausstellen und schwur Rache dem Frevler und der ganzen königlichen Familie. Er hielt eine begeisternde Rede an das ver- sammelte Volk und schilderte mit den grellsten Farben die Un- thaten des Tarquinius und die Schmach des Volkes und wirkte den Beschluß aus, nach welchem die Königswürde abgeschafft und Tar- quinius mit seiner Familie auf immer verbannt wurde'). Sogleich wurden alle Thore geschlossen, während der unermüdliche Brutus nach dem Lager eilte und, in Abwesenheit des Königs, auch das Heer gewann, so daß es sofort nach Rom aufbrach und sich hier an die Bürger anschloß. Jetzt, von der Stadt und den Trup- x) Incensam multitudinem perpulit (Brutus), ut imperium regi ab- rogaret exulesque esse juberet L. Tarquinium cum coniuge ac liberis Uv. I. 59.

7. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 59

1849 - Münster : Coppenrath
59 Wasserleitungen an, vermittelst welcher das nöthige Wasser aus der Tiber auf die Hügel geleitet wurde. Die Kosten zu diese» und andern Kunstbauten bestritt er aus der reichen Beute, welche er den Latinern und Etruskern in glücklich geführten Kriegen ab- genommen hatte. Es heißt sogar, er habe die zwölf Städte der Etrusker erobert und von diesen als Zeichen der Huldigung die goldene Krone, das Scepter, den elfenbeinern Stuhl und die purpurne Toga (Obcrkleid) erhalten. — Nach einer langen segens- reichen Negierung ward Tarquinius auf Anstiften der Söhne des Ancus ermordet. Bisher hatten diese ruhig unter der Regierung des Tarquinius gelebt, weil sie sich Hoffnung machten, nach ihm auf den Thron zu gelangen. Als sie aber sahen, daß er Alles dar- auf anlegte, seiner Familie den Thron zu erhalten, gebrauchten sie gewaltsame Mittel. Auf ihr Anstiften mußten zwei Hirten mit ihren Arten zankend und streitend in die Wohnung des Kö- nigs dringen und diesen zur Schlichtung ihres Streites auffor- dern. Der alte Tarquinius. ließ sie vor sich kommen; und während er der erdichteten Erzählung des einen aufmerksam zu- hörte, schlug ihn der andere mit seiner Art zu Boden, und Beide nahmen die Flucht^). Jedoch erreichten die Söhne des Ancus ihre Hauptabsicht nicht. Gleich nach jener Unthat ließ Tanaquil die königliche Burg schließen und feuerte ihren Schwiegersohn, Servius Tullius, an, sich des erledigten Thrones zu bemächtigen. Und alsbald öffnete sie das Fenster und verkündete dem Volke, das auf das Gerücht der Ermordung seines Königs hier zusammen- gelaufen war: Tarquinius lebe noch und habe bis zu seiner Genesung den Servius zu seinem Stellvertreter ernannt. Da nahmen die Söhne des Ancus, die auch noch erfuhren, daß sie von den ergriffenen Hirten verrathen worden waren, die Flucht. Servius aber erschien nunmehr öffentlich mit dem ganzen Ge- pränge der Herrscherwürde und fand als königlicher Stellver- treter willigen Gehorsam. Endlich, nachdem er sich der Zuneigung des Volkes hinlänglich versichert hatte, machte er den Tod des Königs bekannt und setzte nun mit Einwilligung der Väter die bereits angetretene Regierung fort. Er war demnach der erste 3) Darin, daß der König selbst Händel schlichtete, spricht sich zugleich die große Einfachheit aus, die damals noch herrschte.

8. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 67

1849 - Münster : Coppenrath
67 mögen den Ausschlag gab, konnten auch neue Familien empor- kommen; und jedem Bürger war ein schönes Ziel seiner Bestre- bungen angewiesen. Er brauchte nur durch Fleiß und Thätigkeit das erforderliche Vermögen zu erringen, um aller Vorrechte sei- ner Obern theilhaftig zu werden. Das Glück, welches den Servius bisher begünstigt hatte, verließ ihn im Alter, er wurde das Opfer einer grausamen Verschwörung. Viele waren mit seinen Neuerungen höchst unzu- frieden. Die Altbürger insbesondere konnten es nicht verschmer- zen, daß sie ihre angeerbten Vorrechte nun mit den Plebejern theilen sollten. Auch kränkte es sie, daß ohne ein vorhergegan- genes Interregnum Servius sich des Thrones bemächtigt hatte. An solche Regungen des Unwillens knüpften die übergangenen Söhne des Königs Priscus, Aruns und Lucius Tarquinius, neue Hoffnungen und Bestrebungen, und sie selbst wurden Leiter und Führer der Partei der Unzufriedenen. Servius, eingedenk des Todes seines Vorgängers, hatte sich mit ihnen auszusöhnen gesucht. Er hatte seine beiden Töchter mit den beiden Söhnen desselben verheirathet. Wie diese, so waren auch seine Töchter von ganz entgegengesetztem Charakter. Seine jüngere Tullia war wild und herrschsüchtig wie Lucius Tarquinius, seine ältere Tullia dagegen sanft und gutherzig wie Aruns Tarquinius. Da hatte nun Servius, in der Hoffnung, die heftigen Gemüther durch die Verbindung mit den sanften zu mildern, seine jüngere Tullia dem Aruns, seine ältere dem Lucius zur Ehe gegeben. Aber der Er- folg fiel ganz gegen seine Hoffnung aus. Die jüngere Tullia tödtete ihren Mann, dagegen Lucius Tarquinius seine Frau, und nun verband sich das gleiche Paar mit einander. Hiermit noch nicht zufrieden, faßten sie gemeinschaftlich den Plan, den von Alter und Gram gebeugten Servius vom Throne zu stürzen. Durch Zureden und Geschenke gewannen sie einen Anhang unter dem Volke und brachten auch eine Menge Senatoren auf ihre Seite. Endlich, als der Augenblick zur That gekommen schien, da begab sich Lucius, im königlichen Schmucke, an der Spitze einer bewaffneten Schar nach dem Markte und ließ hier die Senatoren in die Curie entbieten. Sie kämm ohne Verzug und hörten der heftigen Schmährede zu, die Tarquinius gegen den Servius hielt. Auf die Kunde von diesen Vorgängen eilte Ser- 5*

9. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 127

1849 - Münster : Coppenrath
127 um Frieden baten. Da aber die Römer völlige Unterwerfung verlangten, beschlossen sie, mit der äußersten Anstrengung ihrer Kräfte den Krieg sortzusctzen. Sie wählten zu ihrem Anführer Q. Pontius, den Sohn des weisen Herennius. Gegen ihn zo- gen die beiden Consuln T. Veturius Calvinus und Sp. Postumius Albinus. Die Samniter zogen sich vor ihnen zurück in die cau- dinischcn Engpässe (lureulae Oaullinao) unweit dem heutigen Arpaja, und hielten alle Ausgänge besetzt. Die Landleute waren angewiesen, das Gerücht auszustreuen, das ganze samnitische Heer stehe jetzt in Apulien und belagere Luceria. Auf diese Nachricht schlugen die Consuln schleunigst den kürzesten Weg nach Luceria ein, nämlich den, welcher durch die caudinischcn Eng- pässe führt. Sorglos und mit allem Gepäck zog ihr Heer in einem langen Zuge in den berüchtigten Hohlweg ein. Da ward der Verrath offenbar. Kein Ausweg stand offen, alle Pässe waren vom Feinde besetzt, kein Vordringen, kein Rückzug mög- lich, bald zwang der Hunger die Eingeschlossenen, den Sieger um Frieden zu bitten. Pontius schickte nun zu seinem alten Vater und ließ fragen, was er jetzt thun sollte. Der kluge Samniter gab seinem Sohne den Rath, entweder sie alle ohne Unterschied niedcrzuhauen, oder sie ungekränkt zu entlassen. Das Erste würde die Römer außer Stand setzen, den Sammlern zu schaden, das Letzte sie ihnen auf immer verpflichten." Allein Pontius zog es vor, den Mittelweg einzuschlagen und das ge- fangene Heer unter Bedingungen zu entlassen. Es sollte näm- lich Rom das alte auf Gleichheit beruhende Bündniß wieder- herstellen und aus Samnium seine Kolonien zurückziehen: „Die Consuln gelobten dieses, und zur Sicherung der Ausführung dieses Gelöbnisses (sponsio) hielt Pontius sechshundert Ritter als Geißel zurück. Am schmachvollsten war die Art der Ent- lassung selbst. Zum Zeichen der völligen Unterwerfung unter das Gesetz des Siegers mußten die Römer, mit Zurücklassung aller Waffen und Heergeräthe, unter dem Joche hergehen, die Consuln voran, unter lautem Hohngelächter der zu beiden Seiten unter Waffen stehenden Feinde. Mit Scham und Erbitterung trat das entwaffnete Heer den Rückzug an. In der Nähe von Capua machte es Halt und lagerte sich für die Nacht auf freiem Felde. In die Stadt selbst mogte Keiner kommen. Als dieses

10. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 136

1849 - Münster : Coppenrath
136 Heuer, welche hölzerne Thürme mit Kriegern auf ihrem Rücken trugen in die Reihen der Römer ein und verbreiteten Schrecken und Verwirrung. Noch nie hatten diese solchen Ungeheuern ge- genüber gestanden. Selbst die Pferde wurden scheu und warfen ihre Reiter ab. Was sich nicht durch die Flucht rettete, wurde von den Elephanten zertreten oder von den Soldaten aus den Thürmen niedergeschossen. Blutig war die Niederlage der Rö- mer 2). Jedoch hatte auch Pyrrhus diesen Sieg theuer erkaufen müssen. Er selbst war in höchster Lebensgefahr gewesen; seine besten Führer und Soldaten waren gefallen. Als er am folgen- den Tage das Schlachtfeld, den Zeugen der römischen Tapfer- keit, besuchte, äußerte er voll Bewunderung: „O, wie leicht wäre es, die ganze Welt zu erobern, wenn die Römer meine Soldaten, oder ich ihr König wäre3)!" Nach diesem Siege fielen ihm die Sammler, Lucaner, Apuler und Bruttier zu, und mit ihnen vereint drang er vor bis nach Präneste, das nur sieben Meilen von Rom selbst ent- fernt ist. Von hieraus schickte er seinen Freund, den großen griechischen Redner Eineas, der, wie Pyrrhus behauptete, mehr Städte mit seiner Zunge, als er selbst mit dem Schwerte ero- bert hatte, mit Friedensanträgen nach Rom, hoffend, daß die Römer, nach ihrer großen Niederlage und bei der Nähe der neuen Gefahr, jetzt gewiß zum Frieden ganz geneigt sein würden. Die Bedingungen desselben waren: es sollte in den Frieden mit Pyrrhus auch Tarent mit ausgenommen, allen Griechen in Italien Unabhängigkeit eingeräumt, deu vier mit Tarent ver- bundenen Völkern alles, was ihnen die Römer entrissen, zurück- gegeben werden. Allein es war Grundsatz der Römer, nie nach Niederlagen, sondern nur uach Siegen Frieden zu schließen. Vergebens bot der große Schüler des Demosthenes die ganze sieggewohnte Kraft seiner Beredsamkeit auf, um die Absicht seines Herrn zu erreichen; hier aber scheiterte seine Kunst an der Rede des blinden, greisen Appius Claudius, der, schon längst nicht mehr gewohnt, in der Versammlung zu erscheinen, dieses 2) V. Laevinus parum prospere adversus Pyrrhum pugnavit, ele- phantorum maxiine inusitata facie territis militibus. Liv. epit. I. 13. 3) 0 quam facile erat, orbis terrarum Imperium occupare, aut mihi Romanis militibus, aut me rege. Flor, I. 18.
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